von
Emil Böck
Der
Verfasser nachfolgenden Artikels analysiert die „Pressefreiheit“
am Beispiel der EU-Abstimmung
in Österreich 1994.
Am
2. Juli 2015 wurde das Endergebnis des EU-Austrittsvolksbegehrens
bekannt: 261.056 Wahlberechtigte gaben öffentlich ihr Ja für einen
EU-Austritt ab. Vor allem die im Vorfeld der Eintragungswoche zu
beobachtende Tatsache, daß den Initiatoren wenige Möglichkeiten
geboten wurden, die Bürger mittels der Massenmedien zu erreichen,
war der Anlaß für diese Zeilen. Der Autor war viele Jahrzehnte lang
in einem großen Zeitungsverlag, bildlich gesagt: „im Zentrum des
Sturmes“ tätig und weiß, wovon und worüber er folgend schreibt.
Beim
„Bildungsvolksbegehren“
im November 2011 wurden z.B. von der APA (Austria-Presse-Agentur) 72
Texte veröffentlicht, beim EU-Austrittsvolksbegehren hingegen nur 6
Texte. Bei ersterem wurden im ORF und in den Printmedien viele
Interviews und Gesprächsrunden mit den Initiatoren, z.B. Herrn Dr.
Androsch
gebracht, bei letzterem nur zweimal in ZiB2 jeweils 10 Sätze als
knappe Nachricht. Das gibt zu denken und der mündige Wähler fragt
sich, wie so eine Diskrepanz in einer Demokratie möglich sein kann
und darf. Verschweigen, unter den Tisch kehren und mediales
Ausgrenzen haben in Österreich eine sehr lange Tradition. Das
„richtige politische Verhalten“ der Bürger ist als
Erziehungsabsicht
der Medienmacher
erkennbar.
Vor
21 Jahren, am 12. Juni 1994, fand die denkwürdige „Volksabstimmung
über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union“ statt.
Das Ergebnis ist bekannt: 82,3 Prozent der Stimmberechtigten nahmen
teil, 66,6 % sagten Ja, 33,4 % sagten Nein.
Bis
zum heutigen Tag ist den Meisten nicht bekannt, wie
dieses Ergebnis bereits Jahre vorher von den mächtigen
Interessensgruppen mittels einer medialen Generalstrategie auf- und
vorbereitet wurde.
Wie
in der Diktatur, nur subtiler
Blicken
wir zum Vergleich in die Geschichte zurück: völlig zu Recht wird im
heutigen Geschichtsunterricht erzählt, daß bei der von Hitler 1938
angeordneten Volksabstimmung über den „Anschluß“ bereits der
Stimmzettel suggestiv/manipulativ einen großen Kreis mit ‚ja‘
und einen kleineren Kreis mit ‚nein‘ aufwies und die
politisch-medialen Begleitumstände einseitig waren.
Der
Stimmzettel der Abstimmung von 1994 war hingegen in Ordnung, die
Fragestellung sachbezogen und es gab keine Wahlbehinderungen. Die
Außenfassade der Republik war sauber. Wie sah es im Inneren aus? Der
Kampf
um die Seelen und Gehirne,
die öffentliche Bewußtseinsbildung, war skandalös,
das heißt: ein ruhiges, ausgewogenes, sachbezogenes Für und Wider
eines Beitrittes fand öffentlich fast nicht statt, war nachweisbar
nicht möglich und wurde absichtlich verhindert. Es war eine völlig
einseitige Veranstaltung, die an Diktaturen erinnerte: 99 Prozent der
Geldmittel wurden von der Pro-Seite:
der EU, der Bundesregierung, den Landesregierungen, dem
Gewerkschaftsbund, der Handels-, Wirtschafts-, Bauern- und
Arbeiterkammer eingesetzt. Die Beitrittsgegner
wurden von Privatpersonen spärlich unterstützt und waren auf
starken persönlichen Einsatz und Eigenmittel angewiesen.
Diese
riesigen Geldmittel, Steuergelder, sorgten dafür, daß ausnahmslos
alle Printmedien und der ORF (Fernsehen und Hörfunk) auf den
„richtigen Zug“ aufsprangen. Dieser setzte sich bereits ab 1992,
vorerst unmerkbar für die Wähler, für diese Abstimmung in
Bewegung. Wie ging das vor sich?
Die
Geldgeber
beauftragten bestimmte,
überregionale Werbeagenturen mit der Ausarbeitung einer Strategie
der Bewußtseinskontrolle,
die Inhalte, Leitsätze und Richtung wurden von den Machern
vorgegeben. Es lief so an, daß täglich in Leitmedien – als
bezahlte, aber nicht gekennzeichnete PR – den Lesern über die
riesigen Vorteile jener Staaten berichtet wurde, die sich damals in
der EWG/EU befanden. Ein vorsätzlicher, glatter Betrug durch die
Medien. Suggestiv und unterschwellig wurde der starke Wunsch geweckt,
es ebenso gut „in einem vereinten Europa“ zu haben. Es wurde die
Melodie einer „Friedens-Union“ angestimmt und die Beitrittsgegner
in den Geruch gebracht, wieder Mauern, Stacheldraht und
Grenzschikanen anzustreben. Wer ist nicht für den Frieden? Entgegen
dem Neutralitätsgesetz wurden
immer mehr „Argumente“ vorgebracht, daß die freiwillige und
immerwährende Neutralität Österreichs einem EU-Beitritt nicht
entgegenstehe,
obskure „Experten“
fanden sich und die medial Prostituierten schrieben die
entsprechenden Kommentare.
Medien
werden „gekauft“
Man
kann das gesamte Vorgehen der EU und der österreichischen Regierung
unter Bundeskanzler Franz Vranitzky (Vizekanzler: Erhard Busek, ÖVP)
als eine konzertierte Propaganda verstehen, die sich bis zum Wahltag
immer mehr steigerte, bis hin zu den vielen berühmt-berüchtigten
Schlagzeilen der „Kronen-Zeitung“ wenige Tage vor der Wahl. Das
Volk hatte real keine Wahlmöglichkeit!
Das
konzertierte Unternehmen war eine medial erstklassig inszenierte
Gehirn-
und Seelenwäsche,
ohne jedes Beispiel in Österreichs Geschichte. Jede zweite Seite der
Prowerbung war, entgegen dem Pressegesetz, nicht als Werbung
gekennzeichnet. Der unbefangene Leser, in der Meinung, hier
redaktionelle Mitteilungen zu lesen, lief deshalb täglich in die
Fallen der politischen Lüge, Irreführung und
Suggestion/Desinformation. Die Anzeigenabteilungen, auch jene der
allerkleinsten Provinz-Blättchen, jubelten über unglaubliche
Umsatzrekorde – es lief in der Tat wie geschmiert.
Der
Verfasser unterzog sich der Mühe, alle Anzeigentarife
der relevanten österr. Printmedien damals durchzusehen und
nachzurechnen. Es kam dabei unter dem Strich ein Betrag zu Tage, der
dem abgebrühten Medienmensch selbst kaum glaublich war und deshalb
mehrmals nachgerechnet wurde. Immer wieder wurden die 800
Millionen Schilling
(58 Mio. Euro) errechnet, die alleine die Printmedien kassierten, der
ORF und viele kleinere, mit Werbeaufträgen befaßte Werbeagenturen
sind hier nicht berücksichtigt.
Auf
Massenveranstaltungen der Regierungsparteien
und Verbände wurde das Volk in undurchdringliche Nebelschwaden der
Propaganda eingesponnen. In tausenden EU-Werbeveranstaltungen wie
z.B. den von ÖVP und SPÖ abgeführten dörflichen „Diskussionen“,
in den als „Fragestunden“ getarnten und bezahlten
EU-Werbesendungen des ORF etc., saßen vorne am Pult nur immer Jene,
die einer Meinung waren und sich peinlichste Scheingefechte
lieferten. Den Vogel schossen ohne Zweifel jene gewählten
Bauernfunktionäre
ab, die ihren Landwirten bei diesen Veranstaltungen die Mär
verkündeten, daß Österreich „der Feinkostladen Europas“ werden
wird und deshalb ungeahnte Höhenflüge zu erwarten seien. 20 Jahre
später bezifferte die „Agrarstrukturerhebung 2013“ der Statistik
Austria ein schier unglaubliches Bauernsterben: Täglich schließen
sechs (!) Landwirtschaftsbetriebe ihre Tore für immer. Der
kleinstrukturierte, österreichische Bauernstand wurde systematisch
vernichtet.
1995
unterzeichnete Bundeskanzler F. Vranitzky „ohne Wenn und Aber“
den EU-Beitritt. Nach 20 Jahren muß man sagen: alle getätigten
Versprechungen der EU-Befürworter erwiesen sich als haltlose Lügen.
Sogar das Hauptargument der „Friedens-Union“ sieht im Augenblick
so aus, daß die ÖVP in Brüssel für ein Aufgehen des Bundesheeres
in eine weltweit aggressiv vorgehende „EU-Armee“ trommelt, EU und
NATO zusammen gegen Rußland mobil machen, „Sanktionen“
verhängen, welche der österr. Arbeitnehmerschaft und Wirtschaft
ungeheuer schaden, Tag und Nacht Massen
an Panzern und Kriegsmaterial aller Art durch das angeblich neutrale
Österreich transportiert werden
und alle Medien, die uns damals in die EU hinein hetzten, jetzt zu
all dem schweigen.
Österreich
hat sich freiwillig entmannt, sich seiner Selbstbestimmtheit beraubt,
wir sind, „Dank“ der Prostitution der Herausgeber der
Massenmedien, zum Spielplatz der globalen Finanzmächte mutiert.
(Quelle: Wegwarte Juli 2015)
WIDER DES VERGESSENS --> Korruptionsgrad in Ö kaum mehr aushaltbar! http://mobbing-konkret.jimdo.com/wider-des-vergessens/ || siehe auch EU http://mobbing-konkret.jimdo.com/eu-europ-union/
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